Seitdem es auf dem Markt ist, überlegte ich, es zu kaufen: Die Roland FA08 Workstation. Ein Stage Piano mit unzähligen Sounds, Klaviertastatur und eingebauten Sampler. Ich brauchte etwas, um weniger schleppen zu müssen, das mir aber qualitativ hochwertige Sounds liefert. Perfekt, dachte ich, nur hatte ich nie das Geld dafür. Ich traute meinen Augen kaum, als meine Frau mir um 0 Uhr am 23. Februar einen Brief in die Hand drückte. Darin stand, dass sie gemeinsam mit vielen meiner Freunde gesammelt hat und damit den Kauf des FA08 ermöglichte, bei dem nur ein kleiner Teil des Preises von mir aufgebracht werden musste. Ich war völlig baff. Immerhin kostet das Teil ca. 1500 Euro. Allein 1000 Euro kamen über viele Freunde zusammen. Das ist das größte Geschenk, das ich je bekommen habe. Ich habe mich riesig gefreut. Erwartet hatte ich so etwas nie.
Warum Roland FA08?
Als Musiker für Improtheater brauche ich viele gute Sounds, einen guten Workflow mit dem Gerät und einen Sampler, den ich nicht immer extra mitschleppen muss. Das vereint die Workstation. Natürlich gibt es noch weitere tolle Funktionen. Auch die gewichtete Klaviertastatur und die 88 Tasten sind sehr schön, weil ich bisher immer auf einem Roland GW8 mit 61 tasten spielte. Der Unterschied ist auch die Begleitung in verschiedenen Rythmen. Das FA08 hat zwar auch eine Rhythmus-Section, aber keine automatische Begleitautomatik. Das ist aber nicht weiter wild. Back to the roots. Spiele ich halt live Bass und Akkordinstrument, wie in den Jahren vor dem GW8 Keyboard. Zumal wir in der Mittwoch Langform mit Paternoster kaum singen. Mir geht es da eher um Scoring und Atmosphären. Perfekt mit 88 Tasten auf dem FA08, die man auch noch mit 16 Instrumenten layern und auf den Tasten verteilen kann. Zusätzliche Soundpacks gibt es kostenlos über Roland, womit man nochmal zwei Slots bestücken kann. Eine riesige Auswahl, die mir auch ermöglicht bei Kompositionen drauf zurück zu greifen, statt ein weiteres VST zu kaufen.
Das erste Problem – gelöst!
Ich machte mich sofort an das Layern von 16 Instrumenten im Studio Set, die ich zwar nicht alle gleichzeitig, doch einige von ihnen, zur selben Zeit spielen wollte. Kombinationen aus Piano, Streichern, Bläsern, etc. für Filmscoring live auf der Bühne. Doch dabei stieß ich schnell auf ein Problem. Kaum hatte ich vier oder mehr Instrumente gleichzeitig angeschaltet und spielte, so setzten Noten aus, der Klang abgehackt. Ich ärgerte mich und begann zu googlen. Schwierig mein Problem in Worte zu fassen, hat das FA08 doch eigentlich die Funktion, dass ein Sound mit dem Sustain Pedal gehalten werden kann, während man die Instrumente wechselt ohne das es knackt oder der Sound abbricht. (Übrigens ein beliebtes Problem beim GW8) Das Ganze nennt sich “Patch remain”.
Lösung Nummer 1 – Effekte
Beim Umschalten von Sounds, dessen Noten man mit dem Sustain Pedal oder auch Hold Pedal genannt verlängert, muss man darauf achten, dass die Sounds die selben Effekte benutzen. Sonst kommt es zum Knacken und Unterbrechen des Klangs, wenn ein neuer Effekt erzeugt werden muss. Wenn man also eine bestimme Reihenfolge oder seine Favoriten speichert, achtet man am besten gleich darauf, dass die Effekte gleich sind.
Lösung Nummer 2 – Sample Pad Mode
Im Studio Set kann man die 16 Parts auch über das Sample Pad steuern. Es gibt verschiedene Funktionen. Ich versuchte es zunächst mit “Mute Part”. Man kann so einfach die einzelnen Parts stumm schalten. Das Problem dabei ist aber, dass zwar der Audioausgang des Parts stumm ist, der Part aber dennoch mitgespielt wird. Heißt: Das Keyboard berechnet die Samples immer mit ein beim Spielen. So kann es immer noch haken, obwohl man nur zwei Instrumente gelayert spielt. Komisch, ist aber so.
Die Lösung: ich benutze die Sample Pads im Modus “KBD SW”. Damit schaltet man die Parts auf der Tastatur an und aus. Sie sind dann quasi ganz raus oder drin. Eines ist zu beachten: spielt man mit einem Instrument, bei dem der KBD SW ausgeschaltet ist (gelber Punkt bei KBD), ist dies gleich bedeutend mit einem Soloinstrument. Der Part wird nur allein gespielt. Wählt man einen Part, bei dem KBD SW angeschaltet ist, spielen auch alle anderen aktivierten Parts mit. Das ist wichtig zu wissen, wenn man live die Sounds im Studio Set durch schaltet. Dann kann es passieren, dass mal was ausgeht, was eben noch klang. Probiert die Funktion mit dem Sample Pad am besten mal aus.
Lösung Nummer 3 – weniger Layer & Voice Reserve
Man muss wissen, dass das FA08, wie fast alle Geräte, nur eine Polyphonie von 128 Noten hat, die gleichzeitig gespielt werden. Da unter fast jedem Sound mehr als eine Note (Sample) darunter liegt, obwohl man nur eine Taste spielt, kommt es schnell zu der Grenze von 128 Samples. Dann fängt der Sound an auszusetzen. Man kann nun weniger Layer gleichzeitig spielen. Oder man schaut, wie viele SuperNatural Sounds man nutzt, die mehr Samples beanspruchen, und tauscht sie ggf. gegen einen GM Sound o.ä.
Außerdem gibt es die Möglichkeit im Studio Set die Einstellung “Voice Reserve” zu suchen. Man findet sie mit Shift –> Part View –> Voice Reserve. Dort kann man einstellen, welche Priorität welcher Part hat. Man kann insgesamt 60 Punkte vergeben und so eine Gewichtung herstellen. Das heißt, dass tendenziell dann bei den Parts Noten gelöscht werden, die weniger Punkte in diesem Menü bekommen habe. Sinnvoll, wenn man weiß, welches die Hauptparts sind.
Eine spannende Zukunft
Es liegt eine spannende Zukunft mit dem Roland FA08 vor mir. Ich werde die Samplerfunktion als nächstes testen. Es gibt noch soviel, das man mit der Workstation anstellen kann. Da bin ich auch bereit wieder 10 Kg mehr zu schleppen, als beim GW8. Aber letztlich muss man sie einfach live benutzen und lernen, was wie schnell geht. Da soll noch einmal jemand behaupten, man würde kein Instrument mehr lernen müssen.
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